Donnerstag, 5. April 2018

Probezeit-Gespräch

Ich hatte gestern ein Gespräch mit meinem Teamleiter.
Seit 16.10.2017 arbeite ich nun im neuen Unternehmen, dass heißt meine Probezeit endet bald und es musste ein Gespräch über den Verlauf und die Perspektive geben.
Wir trafen uns auf der Arbeit und gingen dann die Straße runter zum Bäcker, da mein Teamleiter kein eigenes Büro hat.
Das Gespräch verlief sehr entspannt und positiv. Ich habe die Probezeit bestanden und darf erstmal im Betrieb bleiben.
Das freut mich sehr, immerhin hatte ich im letzten Jahr doch einige Wechsel gehabt. Außerdem gefällt mir das Team, in dem ich arbeite sehr gut und ich habe sogar schon mein eigenes Bezugskind, für dessen Belange ich zuständig bin.
Es ist ein relativ einfacher Fall, mit einer sehr umgänglichen Mutti, die nur das Beste für ihr Kind möchte und somit nicht viel gegen die Einrichtung und die Hilfe an sich einzuwenden hat. Also perfekt für den Einstieg. Und ich bin auch nicht komplett alleine zuständig, sondern habe eine Stellvertreterin und kann mich bei Fragen an jeden Kollegen und jede Kollegin wenden.
Einfach ein komplett anderes Arbeiten, als in dem Unternehmen vorher. Da war es ein reines Stutenbeißen und ich bin dort einfach nicht glücklich geworden.
Nun ist mein Vertrag zwar bis Mitte Oktober befristet, aber das sind zur Zeit so gut wie alle Verträge, die man bekommt und der Bedarf für mich ist auf jeden Fall gegeben, so dass ich sehr hoffnungsvoll bin, auch nach Oktober noch hier arbeiten zu dürfen.

Mittwoch, 21. März 2018

Neue Medikamente

Gestern wieder einmal einen Termin bei meinem Psychiater gehabt. Er ist zum Glück ein absoluter Experte auf dem Gebiet ADHS im Erwachsenenalter und die damit auftretenden anderen Erkrankungen, wie bei mir die Depressionen.
Da ich zur Zeit wieder sehr starke Antriebsprobleme habe, ich wieder in eine Gleichgültigkeit abzurutschen drohe und mein Schlafrhythmus komplett aus der Bahn geworfen ist, vermute ich sehr stark, dass ich am Rande einer erneuten depressiven Phase stehe.
Beziehungsweise mich auf dem Weg nach unten befinde, denn depressive Verstimmungen gehören bei mir zum normalen Alltag dazu. Habe nämlich zusätzlich eine Dysthemie, also eine chronische depressive Verstimmung, diagnostiziert bekommen. Das heißt die Symptome sind nicht ganz so ausgeprägt, wie bei einer depressiven Episode, aber dennoch vorhanden
Zusätzlich können allerdings auch depressive Episonden auftreten, man spricht dann von einer Doppeldepression. Begünstigt wird das Ganze, wenn es unbehandelte beziehungweise nicht erkannte depressive Episoden gab. Das waren bei mir durchaus einige, allerding habe ich nie mit jemandem darüber reden können beziehungsweise wurde dann nicht ernst genommen, womit ich noch weniger bereit war, darüber zu sprechen.

Auf jeden Fall ist mein Arzt sich gestern sehr unsicher gewesen, wie er die aktuelle Situation werten soll. Er meinte, entweder es ist wirklich eine beginnende Episode oder ich bin mit meinem Antidepressivum über dem Wirklevel und müsste wieder runter dosieren.
Allerdings möchte er zur Zeit äußerst ungern am Antidepressivum rumbasteln. Zitat: "Wer weiß, was das alles gerade noch zusammen hält."
So gibt es nun einen anderen Versuch. Und zwar ist mein ADHS-Medikament Methylphenidat in Form von Ritalin Adult durch Amfetaminsulfat-Saft ausgetauscht worden. Er meinte, dass Ritalin oft den Effekt hat, dass man Gefühlskalt wird und in eine Gleichgültigkeit abzurutschen droht. Außerdem ist der Amfetaminsulfat-Saft Antriebssteigernd und soll mir den "Tritt in den Arsch" geben.
Des Weiteren soll die Wirkung sanfter sein und es soll weniger Probleme mit dem Rebound geben.
Rebound ist der Moment, wenn die Wirkung des Medikaments aufhört und die Symptome wie Unruhe, Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und Konzentrationsprobleme sehr stark wieder eintreten. Das hat aber nichts mit Abhängigkeit oder so zu tun. Ich vergleiche es einfach mal mit einer Sehschwäche. Ohne Brille oder Kontaktlinsen kann man zwar auch schauen, aber es ist anstrengender. Hat man nun eine ganze Weile seine Sehhilfe benutzt und setzt diese ab, dann hat man logischer Weise wieder Probleme mit dem Sehen. Nach einiger Zeit fängt der Körper an zu kompensieren und man kann wieder etwas besser schauen, zwar mit Kopfschmerzen etc. als Nebenwirkung, aber es ist besser als kurz nach dem Absetzen der Sehhilfe.
Ich mit Medikinet extreme Probleme mit dem Rebound und wurde nach Wirkstoffende teilweise Aggressiv und konnte einfache Fragen nicht beantworten, geschweige denn meine Handynummer angeben. Keine 10 Minuten nachdem ich verzweifelt eine Freundin habe meine Nummer aufschreiben lassen, wusste ich sie wieder.

Ich bin wirklich gespannt, wie ich die Wirkung erlebe und ob ich einen großen Unterschied zwischen Ritalin und dem Saft merke.
Nach dem ersten Tag kann ich noch nicht so viel sagen. Nur das ich mich anders fühle. Irgendwie wacher beziehungsweise klarer.

Montag, 19. März 2018

Leipziger Buchmesse und jede Menge Idioten

Am Wochenende fand in Leipzig die Buchmesse statt. Klar, dass ich als bekennender Bücherfreund dort nicht fehlen durfte.
Und so traf ich mich am Samstag früh mit einem befreundeten Pärchen am Bahnhof und wir fuhren gemeinsam mit ihrem Auto nach Leipzig. Eine Fahrt, die eigentlich knapp zwei Stunden dauert. Aus diesen zwei Stunden wurden dann ganz schnell fünf Stunden und es wurde ein Tag, den man am liebsten wieder streichen würde.
Bis zur A24 kamen wir gut durch, ab dem Schkeuditzer Kreuz standen wir dann im Stau. Und damit war teilweise wirklich stehen gemeint. Dort auch wieder toll zu beobachten, wie die Menschen in der Fahrschule aufgepasst haben. LKWs, welchen auf der linken Spur, auf der es minimal schneller vorwärts ging, alle überholten und PKWs, welche Mitten auf der Spur standen. Hektisch wurde es dann, wie sollte es auch anders sein, als ein Martinshorn erklang. Zum Glück "nur" ein Polizei-Auto, welches sich durch die improvisierte Rettungsgasse kämpfte. Ich verstehe einfach nicht, was daran so schwer ist. Wenn es staut die linke Spur nach ganz links und der Rest nach ganz rechts. Und LKWs bleiben auf ihrer verdammten rechten Spur, auch wenn es da länger dauert. Sonst gefährdet man Menschenleben, wenn die Rettungskräfte nicht durch kommen.
Auf jeden Fall musste meine Freundin dann dringend auf die Toilette. Zwischenzeitlich haben wir ja komplett gestanden und sie hätte durchaus schnell raus hüpfen können, aber das war ihr irgendwie zu doof. Also heulte sie uns lieber die Ohren voll. ;)
Nach etwa einer Stunde gejaule entschied sich ihr Freund, einfach auf die linke Spur zu wechseln, wo der Verkehr einigermaßen rollte und einfach zwei Abfahrten weiter zu fahren. Ich hatte in der Zwischenzeit heraus gefunden, dass an besagter neuer Abfahrt ein bekanntes Fast Food Restaurant stand, welches als Klozuflucht genutzt wurde. Danach bewaffneten ihr Freund und ich uns noch mit einem Kaffee und weiter ging die bunte Fahrt. Diesmal dann auf den Landstraßen beziehungsweise durch die Stadt.
Nach vier einhalb Stunden erreichten wir endlich das Messegelände, aber ein Ende der Fahrt war noch lange nicht in Sicht, denn irgendwo musste das Auto ja noch abgestellt werden. Eine weitere halbe Stunde verging, in der wir darauf warteten endlich auf den Parkplatz zu kommen.
Völlig abgekämpft waren wir gegen halb zwei dann endlich auf der Messe. Die Messe an sich war ganz schön. Nur wirklich sehr voll, auch wenn viele Leute auf den Bahnhöfen festsaßen, da der Bahnverkehr auf Grund des starken Schneetreibens zwischenzeitlich eingestellt wurde. Ich mag mir kaum vorstellen, was gewesen wäre, wenn der Strom an Menschen auch noch dort gewesen wäre.
Aber im Großen und Ganzen denke ich nicht, dass ich noch einmal dort hinfahre. Irgendwie hat es mich nicht so richtig überzeugt. Immerhin kann ich auch in eine normale Buchhandlung gehen und dort schauen, was es neues gibt. Gut vielleicht findet man dort einige kleinere Verläge nicht, aber auch dafür gibt es Buchläden oder Online-Shops.

Noch turbulenter als die Hinfahrt, wurde aber die Rückfahrt.
Wir waren gegen 17.20 Uhr am Auto auf dem Parkplatz. Erstmal mussten wir das Auto freischippen, da es die ganze Zeit über weiter geschneit hatte. Zum anderen waren wir um 19.15 Uhr dann endlich vom Parkplatz runter auf der Straße Richtung Autobahn. Es ging wirklich nichts mehr auf dem Parkplatz, zumindest in unseren hinteren Reihen.
Wie kann man bei einem so großen Parkplatz bitte nur eine Ausfahrt haben???
Ich bin zwischendurch wieder ausgestiegen und nach vorne gelaufen um zu schauen, woran es liegt, dass es so stockt und mir einfach die Beine vertreten, da ich nen absoluten Hyperaktivitäts-Knall bekommen habe. Die ganze Zeit still im Auto sitzen und nichts geht, bekam mir einfach nicht. So habe ich mich etwas bewegt und versucht Spannung abzubauen.
Als unsere Reihe sich dann endlich in Bewegung setze gab es natürlich noch ein paar Idioten, die viel später kamen und so noch in der Parkbucht waren, während auf dem Weg schon viele standen. Diese Idioten haben natürlich nicht eingesehen zu warten, sondern sind einfach ohne Rücksicht auf Verluste gefahren.
Mein Highlight: Ein Berliner, welcher einfach drängelnd vor fährt. Anfängt zu hupen, als die Dame hinter uns ihn nicht reingelassen hat und dann laut hupend einfach weiter fährt. Als er merkte, sie lässt ihn nicht rein und er würde in sie reinfahren, riss er das Lenkrad herum und fuhr fast meinem Kumpel hinten in das Auto rein.
Endlich unfallfrei auf der Autobahn angekommen fahren wir gemütlich mit 120 km/h auf der rechten Spur. Hinter uns ein Reisebus, vor uns ein LKW. Mein Kumpel setzt zum Überholen an, er blinkt, schaut in den Spiegel, macht einen Schulterblick und zieht dann auf den mittleren Fahrstreifen. Man hört nur noch wildes Hupen und ich sah den Bus schon in meiner Seite stehen. Zum Glück hat mein Kumpel schnell reagiert und ist zurück auf die rechte Fahrspur gefahren. Der Reisebus sogar mit Anhänger, wie man dann sehen konnte, fuhr dann wild hupend und gestikulierend an uns vorbei. Nach etwa zwei Minuten war er aus unserem Sichtfeld verschwunden und dabei fuhren wir immer noch 120 km/h. Ich vermute, dass so ein Reisebus mit Anhänger maximal 100 km/h fahren darf. Wenn nicht sogar nur 80 km/h, die er nie im Leben gefahren ist.
Ich hatte erstmal ne ordentliche Panikattake und dankte mir selbst, dass ich zur absoluten Sicherheit immer nen Blister Promethazin zur Beruhigung und Anspannungslinderung in der Geldbörse habe.
Wir steuerten dann den nächsten Rasthof auf der Autobahn an, um das Auto zu tanken. Eine der Tanksäulen kaputt, also stellten wir uns hinter ein Berliner Auto und warteten. Nach 5 Minuten kam die Fahrerin auch endlich zurück mit einem kleinen Kind an der einen Hand und in der anderen Hand eine Flasche Scheibenwischwasser. Ich sage noch im Spaß: "Wetten, sie füllt das jetzt noch auf?"
Und was soll ich sagen, sie öffnet die Motorhaube, und gestikuliert uns, dass wir tanken können. Als mein Kumpel nicht reagiert, kommt sie an seine Seite: "Also ich habe gar nicht getankt und möchte auch gar nicht tanken. Sie können gerne ranfahren und tanken." Ja genau, wenn sie an der Tanksäule steht und alles blockiert. Warum kann man nicht einfach weiter fahren, auf einem normalen Parkplatz anhalten und sein Wasser auffüllen? Nee lieber blockiert man eine komplette Tanksäule einfach so.
Wir waren richtig bedient und sind dann rückwarts an eine andere Tanksäule gefahren. Die Dame hat nur verständnislos den Kopf geschüttelt. So frustrierend, wenn die Menschen dann auch noch denken, dass sie im Recht sind.
Zum krönenden Abschluss wollten wir wieder auf die Autobahn rauf fahren, da kam von links aus diesem für Großtransporte gesperrten Bereich ein Schneeschieber geschossen und fuhr uns auch noch fast in die Seite. Als er dann vor uns auf der Spur fuhr, sah man nur noch Funken fliegen, da er sein Schiebeblech zu tief gesetzt hatte und nun das Metall auf der Straße schliff.
Mein Kumpel hat nur noch überholt und sich seinen Teil gedacht.
Nach dem Tag konnte uns so schnell nichts mehr schocken. Und ich blieb trotz jeder Menge Anspannung, Langeweile und Panikattacken dabei nicht zu rauchen. Ich glaube früher hätte ich dafür mehr als genug Gelegenheiten gehabt und es fiel mir zwischendurch auch relativ schwer.
Wir haben es immerhin Unfallfrei nach Hause geschafft und haben für die Rückfahrt auch nur vier Stunden gebraucht. Zwei davon haben wir auf dem Parkplatz zu gebracht.
Ich bin zu Hause dann auch sofort in mein Bett gefallen und habe bis nächsten Morgen durch geschlafen.

Donnerstag, 15. März 2018

Familiäre Situation

Eines meiner Lieblingsthemen, denn es gibt dazu nicht wirklich viel zu sagen. Kontakt zu meiner Mutter besteht sehr sporadisch bis gar nicht. Höchstens an Weihnachten.
Viel Kontakt besteht dagegen zu den Eltern meines Vaters. Ich bin einmal in der Woche zum Mittagessen dort und rede ein bisschen mit Oma. Meistens rege ich mich auf, denn Oma ist wirklich anstrengend und teilweise auch sehr grenzüberschreitend. Sie hat beispielsweise in meiner Klinikzeit den Briefkasten geleert und alles geöffnet, obwohl nur abgesprochen gewesen ist, dass Briefe von der Arge geöffnet werden dürfen. Da hatten wir dann einen riesen Krach, da sie es auch nicht verstehen konnte, dass ich meine Grenze ziehe und ihr meine Meinung sage. Das mache ich zur Zeit häufiger und es gelingt mir auch immer besser. Aber nicht immer.
Naja Familie kann man sich nicht aussuchen und ich bin wirklich sehr froh, dass ich die beiden habe. Irgendwo kann ich es auch verstehen, sie haben halt nur noch mich zum Bemuttern und haben daher viel Angst um mich.
Ein sehr inniges Verhältnis habe ich dagegen zu den Großeltern mütterlicherseits. Sie wohnen zwar etwas weiter weg mit schrecklicher Busverbindung, aber wir telefonieren regelmäßig und besuchen uns gegenseitig. Sie haben mir auch viel bei der Einrichtung meiner Wohnung geholfen.
Seit Anfang des Jahres ist mein Opa nun in Rente und hat Zeit, sich um sich selber zu kümmern. Er hatte vor ein einhalb Jahren einen Schlaganfall und hat immer noch Sprachstörungen zurück behalten. Ich denke, dass es ihn psychisch total fertig macht, dass er nicht mehr so wie früher kann. Er war sonst sehr aufgedreht, konnte nicht still sitzen und hat immer ganz viel geplant. Nun ist er sehr viel ruhiger und nachdenklicher geworden. An schlechten Tagen, wenn er sich zu stark unter Druck setzt, dass findet er kaum die richtigen Worte und nichts klappt. Das ist ein Teufelskreislauf, er setzt sich dann unter Druck und ärgert sich und dadurch wird es nur noch schlimmer.
Ich bewundere auch meine Oma, dass sie ihn da so sehr unterstützt auch wenn sie selber gesundheitlich sehr angeschlagen ist.
Das Einzige, was ich wirklich schade finde ist, dass ich kaum noch Kontakt zu meiner kleinen Schwester Lisa habe. Denn das würde ja Kontakt mit meiner Mutter voraussetzen. Ich habe sie das letzte Mal zu Weihnachten gesehen und muss sagen: "WOW" Aus meiner kleinen süßen Schwester wird langsam eine junge Dame, also zumindest körperlich. Geistig etwa der Stand einer sieben jährigen, dabei wird sie im Sommer zwölf Jahre.
Nun bekam ich letzte Woche einen Anruf, der vielleicht etwas an der Situation ändern könnte. Und zwar rief meine Oma mich an um mich zu informieren, dass mein Stiefvater einen Arbeitsunfall hatte. Er ist wohl auf dem Bau vom Gerüst gestürzt und direkt mit dem Heli nach Berlin in die Unfallklinik geflogen worden. Sehr logisch, dass meine Mutter meine Oma anruft, die nicht in der Stadt wohnt und sich bei mir bisher noch gar nicht gemeldet hat. Aber naja, mich wundert da nichts mehr.
Auf jeden Fall hoffe ich nun, vielleicht mehr Zeit mit Lisa verbringen zu können, dass sie zum Beispiel mal ein Wochenende bei mir übernachten kann. Immerhin habe ich nun den Platz dafür.
Werde es ihnen so verkaufen, als würde ich es für sie machen, damit sie Zeit für sich haben. Dabei ist mein einziger Gedanke meine Schwester. So sieht sie auch mal was anderes und es beschäftigt sich jemand mit ihr.
Meine Mutter und mein Stiefvater sind mir inzwischen sogar relativ egal geworden. Ich möchte nicht unbedingt Kontakt und so ist es mir relativ egal, ob sie sich  melden oder nicht. Finde es halt nur um Lisa sehr schade.

Samstag, 3. März 2018

Be smart...

Gut "Don't Start" kann ich leider nicht sagen, aber ich kann stolz sagen, dass ich seit 4 Wochen und 2 Tagen Nichtraucherin bin! :)
Bin diesmal auch super zuversichtlich, dass es so bleibt. Denn solch einen langen Zeitraum habe ich bisher noch nicht geschafft.

Wie kam es dazu?
Nun ganz einfach, ich habe am 1. Februar eine Weisheitszahn-OP gehabt und habe vorher gegen 9 Uhr nochmal eine geraucht. Dann kam die "nette" OP, die ziemlich schwierig war.
Danach war an rauchen nicht zu denken, beziehungsweise hatte ich keine Lust und 24 Stunden später dachte ich mir, dass ich die aktuelle Situation ja gleich ausnutzen könne und ganz aufhöre.
Gesagt getan, die ersten Tage, als ich unausstehlich gewesen bin, hat man es noch auf die OP zurück führen können.
Klar hat dieser Entschluss zwischenzeitlich etwas gewackelt, aber ich bin eisern geblieben und habe bisher keine geraucht und auch keinen Zug genommen.
Ich finde es ist ganz viel konditioniert. Sprich ich fuhr zur Arbeit und rauchte eine, ich ging in die Stadt und rauchte eine, nach dem Bereitschaftsabend stand man beisammen und rauchte eine. Das ist am Anfang ziemlich ungewohnt gewesen. Nun kann ich auch mit einem Raucher zusammen stehen, beziehungsweise bei jemandem mitfahren, der im Auto raucht ohne das es mir etwas ausmacht.
Klar hatte ich gestern nach der Fahrt ziemlichen Schmacht, aber ich habe mir einfach wieder ins Gedächtnis gerufen, was ich an Geld, Lebenszeit und Lebensenergie spare, wenn ich nicht weiter rauche. Die Schmacht kam auch eher aus dem Gespräch, was wir führten.

Einzig zwei Ausnahmen habe ich für mich jetzt schon definiert.
Das ist zum Einen der Besuch in einer Shisha-Bar mit Freunden, ich rauche generell nicht so viel Shisha mit, aber möchte es schon genießen.
Und zum Anderen gibt es bestimmte Situationen, vielleicht zwei bis dreimal im Jahr, wo ich ganz entspannt mit Freunden, eigentlich alles ADHSler, zusammen sitze und mit Marihuanna etwas runter komme. Es ist wirklich absolut selten, dass ich etwas rauche und diese Momente möchte ich mir auch nicht nehmen lassen.
Ich gehöre auch zu der Gruppe an Patienten, die auf Rezept Cannabis bekommen würden.

Alles in Allem, hätte ich nicht gedacht, dass es so einfach wird aufzuhören.
Da ich  schon einige gescheiterte Versuche hinter mir habe und es diesmal doch eine sehr spontane Entscheidung gewesen ist.
Und wie schon geschrieben, bin ich diesmal auch relativ zuversichtlich, dass es klappt.

Nicht einfach nur schwimmen

Ein weiterer Nachtdienst, sprich ein oder zwei weitere Posts.
Kinder sind zum Glück alle im Bett und schlafen. Ich glaube, der bekannte Sack Flöhe ist wirklich einfach zu hüten.

Wie der Titel es schon vermuten lässt, geht es um meinen aktuellen Kurs zum Rettungsschwimmer.
Ich hatte die Woche wieder Training und schwankte zwischen Panikattacke und Frustrations-/Verzweiflungs-Heulen.
Einschwimmen war noch ganz easy, dann ging es an die richtige Schwimmtechnik. Sprich unter Wasser ausatmen.
Damit habe ich leider ganz massive Probleme vom Kopf her, da ich als kleines Kind zweimal fast ertrunken bin. Einmal im Pool meiner Großeltern, wo ich kopfüber drin hing aber vom Körperschwerpunkt her weder nach vorne, noch nach hinten fiel und somit mit dem Kopf unter Wasser fest hing. Das zweite Mal ist sogar in unserem Schwimmbad gewesen, als ich eine Rutsche runter wollte, beim Schwung holen aber meinen Schwimmreif verloren habe. Der Reifen zuerst, ich hinterher und kopfüber in den Reifen geplumbst, wo ich ebenfalls festhing und weder vor noch zurück kam.

Nun sollte ich aber genau das, was ich mit am meisten fürchte, ausführen.
Nun mag man sich fragen, ob ich denn dann überhaupt als Rettungsschwimmerin geeignet bin, wenn ich damit Probleme habe. Gut mag wirklich fraglich sein, aber es ist an sich nur bei Wasser in der Nase so massiv. Reines Tauchen bekomme ich super hin. Nur der ständige Wechsel zwischen Kopf unter und über Wasser macht mich fertig.

Der Leiter der Wasserwacht, der dem Trainer über die Schulter schaute, bemerkte meinen Unmut über das Ganze und hat mich mehr oder weniger aus der Gruppe genommen und mir einzeln ein paar Tipps dazu gegeben. Er meinte, dass man es mir sehr stark ansehe, wie unwohl ich mich dabei fühle. Als ich dann erzählte, dass ich als Kind zweimal fast ertrunken bin und es daher kommt, konnte er es sehr gut verstehen und meinte, ich solle mir die Zeit nehmen, die ich brauche und wenn es etwas länger dauert, dann ist es so.
Ich bekam einen tollen Kumpel an die Seite: Eine Poolnudel. Diese unter die Achseln geklemmt und ab ging die Fahrt. So konnte ich mich immerhin nur auf die Atmung konzentrieren und siehe da, es klappte. Zumindest ein wenig. Also das Beste waren etwa 20 Meter am Stück, danach habe ich mich veratmet und war sofort wieder in der Panik drin beziehungsweise wurde hektisch. Durfte dann auch jedes Mal an den Rand, kurz durchatmen und dann weiter schwimmen.
Ich bin echt froh, dass der Leiter dabei gewesen ist und er es bemerkt hat. Denn ich stand wirklich irgendwo zwischen Panikattacke und Heulen aus Verzweiflung und Frustration, dass ich das einfach nicht hinbekomme. Thema: Ansprüche an sich selbst.
Aber mit seiner Hilfe bin ich da wirklich super zuversichtlich, dass ich meine Angst überwinden kann und die Technik sauber ausführen kann.

Was aber super geklappt hat, wo ich auch super stolz drauf bin, ist das Streckentauchen. Die Strecke für Bronze (15 Meter) habe ich relativ leicht hinbekommen. Nun fehlen noch die 10 Meter mehr für Silber.

Aber ein Blick auf die nächsten Dienstpläne hat schon wieder ziemlich viel versaut.
Denn ich habe oft Donnerstag Nachtdienst und kann damit nicht zum Training. Aber es ist bestimmt auch Möglich, dass ich so meinen Rettungsschwimmer mache, da ich generell zum Training gehen möchte und auch in der Wasserwacht aktiv sein möchte.

Montag, 26. Februar 2018

Tine und das DRK

Ich bin gerade so im Schreibfluss, da kommt doch glatt ein weiterer Post.

Ja ich und das DRK. Das ist schon eine kleine Liebe für sich geworden.
Seit 3 1/2 Jahren bin ich nun dabei. Ich habe gute, aber auch schlechte Zeiten meiner Bereitschaft gesehen und auch erfahren, wie es ist wenn Leute für dich da sind und zusammen halten.
Ich liebe die gemeinsamen Ausbildungen, das gemütliche Beisammensein danach beim Bier oder anderem Getränk. Ich liebe die Absicherungen, die Übungen, die Kollonnenfahrten und die Lehrgänge.
Vor allem liebe ich die Vielfalt, die das Rote Kreuz einem bieten kann. Ich bin aktuell in der Bereitschaft tätig, dass heißt Sanitätsdienste auf einfachen Volksfesten oder auch Festivals, aber auch im Katastrophenschutz zum Beispiel bei Hochwasser oder Großschadenslagen, wie Busunfall auf der Autobahn. Zum Glück gab es bisher noch keinen Großschadensfall, bei dem wir alamiert wurden.
Außerdem bin ich als Helferin in der Rettungshundestaffel tätig. Da ich keinen Hund habe, heißt das konkret ich liege bei den Trainings im Wald rum und lasse mich von den Hunden finden. Bei den scharfen Einsätzen sieht das ganze schon wieder anders aus. Dort unterstütze ich den Hundeführer, in dem ich mit San-Rucksack und Funkgerät bewaffnet hinter ihm und seinem suchenden Hund her trotte und den Kontakt mit der Einsatzleitstelle halte, sowie mich bei erfolgreicher Suche um die vermisste Person kümmere, falls sie versorgt werden muss.
Des Weiteren bietet die Wasserwacht bei uns dreimal im Jahr einen Rettungsschwimmkurs, welchen ich vor zwei Jahren zusammen mit einer guten Freundin besucht habe. Macht sich immerhin gut im Lebenslauf zu sagen: "Ich habe nen Rettungsschwimmer"
Da man diesen Kurs allerdings alle zwei Jahre wiederholen muss, bin ich gerade dabei zu üben und war einmal beim Training bevor der Kurs beginnt. Und natürlich habe ich mich bequatschen lassen, dass es ja überhaupt nicht schwer ist das Abzeichen auch in Silber zu machen. Nun habe ich die Voraussetzungen gelesen und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Aber ich nehme die Herausforderung an und werde für mein Silberabzeichen kämpfen. Außerdem ist das Schwimmtraining auch ein guter Sport, da es nicht nur einfaches schwimmen ist, sondern auch vieles anderes gefordert ist.
Ein weiterer Bereich, den mein Kreisverband anbietet ist das Jugendrotkreuz. Hier werden Kindern behutsam und auf spielerische Weise an das Thema Erste Hilfe herangeführt. Es gibt einmal im Jahr auch einen Wettbewerb, bei welchem die Gruppen ihr Können unter Beweis stellen müssen. Ich bin in meinem ersten Jahr auch bei diesem Wettbewerb gestartet, aber leider haben wir keine gute Mannschaft zusammen bekommen beziehungsweise haben wir Probleme damit gehabt diese Mannschaft auch in den folgenden Jahren aufzustellen, so dass ich lieber Schiedsrichter gewesen bin oder eine andere Mannschaft begleitet und betreut habe.
Man kann sich beim Roten Kreuz also wirklich sehr vielseitig einbringen. Es gibt auch auf Landesebene Fortbildungen, zu denen man sich in Absprache mit seinem Kreisverband anmelden kann.
So habe ich im Dezember einen Grundlagenkurs in Psychosozialer Notfallversorgung gemacht. Nichts anderes als Notfall-Seelsorge. Habe aber gemerkt, dass dieser Bereich nichts für mich ist. Dafür interessiert mich der Bereich Einsatznachsorge umso mehr, dass heißt anderen Menschen dabei zu helfen mit belastenden Einsätzen umzugehen. Um mich für das Nachsorge-Team in meinem Bundesland zu bewerben ist es aber noch zu früh, da ich mich zum einen erst einmal ordentlich stabilisieren möchte und zum anderen, ist eine Mitgliedschaft von mindestens 5 Jahren in einer Hilfsorganisation Voraussetzung, welche ich noch nicht erfülle.
Und meine neuste Leistung im Roten Kreuz ist, dass ich heute zur Truppführerin ernannt wurde. Das heißt in einem scharfen Einsatz kann es passieren, dass ich Leute an die Hand bekomme und dann Aufgaben verteilen darf. Habe dafür einen Lehrgang über ein Wochenende gehabt und werde nächstes Jahr weiter auf den Gruppenführer gehen.
Da ich mich mit meinem Bereitschaftsleiter sehr gut verstehe, wurde ich im letzten Jahr auch gefragt, ob ich nicht stellvertretend die Bereitschaft führen möchte, wo ich dann aber dankend abgelehnt habe. Das ist zu dem Zeitpunkt einfach zu viel Verantwortung für mich gewesen. Ich musste und muss mich immernoch erstmal auf mich konzentrieren.
Während des zweiten Arbeitgeberwechsels wurde ich vielfach gefragt, warum ich mein Hobby nicht zum Beruf machen möchte. Ich habe lange darüber nachgedacht, bin aber zu dem Ergebnis gekommen, dass ich der Verantwortung und dem Druck nicht gewachsen bin. Beziehungsweise wäre ich es vermutlich aktuell schon, aber für diese Arbeitsbedingungen verdient man in dem Bereich meiner Meinung nach viel zu wenig.
Aber mein Bereitschaftsleiter hat meine Hingabe für den Bereich erkannt und möchte mich gerne auf Kosten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz oder über den Kreisverband zur Rettungssanitäterin weiterbilden lassen. Das ist etwas, was ich wirklich sehr gerne noch machen möchte, da es tiefer geht als meine San-Helfer Ausbildung und ich mit einem Rettungssanitäter generell viel mehr Möglichkeiten habe.

Dazu gab es auch eine schöne Situation auf einer Absicherung, die über ein Wochenende ging. Es war das erste Wochenende, als ich auf mein erstes Antidepressivum eingestellt wurde. Null Hunger war die Folge und ich war total hyperaktiv aufgedreht und richtig nervig. Diese Phasen sind zwar selten, aber wenn sie da sind umso intensiver.
Nachdem ich gefühlt jedem auf die Nerven gegangen bin, hat mein Bereitschaftsleiter mich beiseite genommen, hat sich mit mir hingesetzt, sein kleines Rettungsassistenten Handbuch rausgeholt und ist mit mir noch einmal den kompletten Blutkreislauf und Lungenkreislauf durchgegangen. Er hat mir auch viele Sachen erklärt, die beim San-Helfer nicht näher beleuchtet wurden.
Und mein absolutes Highlight: Ich bekam erklärt, was diese ganzen komischen Linien beim EKG bedeuten und wie man dieses gekritzel liest.
Außerdem sind wir viele Fallbeispiele durchgegangen, wo er mir eine Situation schilderte, ich mein Vorgehen erklärte und er daraufhin reagierte und die Situation anpasste.
So hat mein Bereitschaftsleiter es geschafft, Klein-Hyperaktiv-Tine für sage und schreibe 4 Stunden ruhig zu stellen.

Generell muss ich meinen Bereitschaftsleiter loben und danke sagen. Er ist so ein toller Freund für mich geworden, der mir hilft ein Regal an die Wand zu bringen, mir immer wieder Gesprächsangebote machte, mir aber im Gegenzug auch die Zeit lässt und mich nicht bedrängt, wenn ich mal meine Krisen habe.
Dafür ist er danach für mich da, wenn es mir super schlecht geht. Und zwar ohne großen Worte, sondern einfach seine Gesten und dass er mich bedingungslos akzeptiert, egal was für Bockmist ich gerade wieder gebaut habe. Er bietet mir wieder das Gespräch an und wenn ich es nicht annehme, dann akzeptiert er das und behandelt mich nicht anders als alle anderen.
Vielen, vielen lieben Dank dafür. Auch wenn ich nicht glaube, dass du das hier liest.


Also falls Du noch eine Freizeitbeschäftigung suchst und nicht weißt wohin mit Deiner Freizeit: Das DRK bietet wirklich viele tolle Möglichkeiten sich zu engagieren. Da ist bestimmt auch die passende für Dich dabei!

Amor und seine scheiß Pfeile

Sorry, irgendwie bekomme ich es nicht wirklich regelmäßig hin hier Updates rein zu stellen.
Liegt zum einen daran, dass ich zu Hause keinen PC mehr habe und ich einfach keinen Bock habe mit dem Tablet zu schreiben. Das mag mal für kurze Texte gehen, aber nicht auf Dauer.
Gerade sitze ich nun auf Arbeit, Kinder sind alle im Bett und Schlafen und ich habe bereits meine Nachtbereitschaftszeit, so dass ich auch private Dinge erledigen kann.
So auch hier der angekündigte Bericht über Amor, welcher seine Pfeile irgendwie komisch verteilt und eine Tine, welche keine Ahnung von dem ganzen Liebeskram hat und sich somit komplett in etwas verrannt hat, was von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen ist. Dafür, dass ich das jetzt so schreiben kann und erkannt habe, was gerade falsch läuft habe ich ein halbes Jahr gebraucht. Ein halbes Jahr in dem ich in einer Beziehung gewesen bin.

Kennengelernt haben wir uns auf einem großen Festival. Allerdings nicht besoffen unter den Feiernden, nein wir haben gearbeitet. Ich bin seit nun fast 4 Jahren in meiner Stadt Mitglied im Roten Kreuz und arbeite dort ehrenamtlich im Sanitätsdienst. Man erlebt viel und hat halt auch die Möglichkeit auf Festivals zu arbeiten.
Natürlich wurde ich für die Nachtschicht eingeteilt. Und natürlich nicht an der Bühne, sondern schön im Zeltlager. Während der Einsatzbesprechung stand neben mir ein Riese, welcher das Glück hatte an die Bühne zu dürfen. Ich war schon etwas neidisch, denn immerhin spielten Trailerpark und Jennifer Rostock um nur mal zwei gute Bands zu nennen. Aber auch meine Arbeit im Zelt machte sehr viel Spaß und ich kam gut mit den Kollegen aus, welche ich vorher nicht kannte.
Tagsüber hatten wir dann frei zum Schlafen und Entspannen. Unser Lager war etwa 20 Minuten Fußweg von dem Hauptgeschehen entfernt, so dass man auch halbwegs schlafen konnte.
Nach dem Schlafen saß man dann zusammen und redete, über den Dienst und was einen sonst so beschäftigte. So kam ich auch mit dem Riesen, welcher an der Bühne arbeitete, ins Gespräch und wir fanden heraus, dass wir viele gemeinsame Interessen haben, beide den selben Beruf gelernt haben und uns auch sonst sehr gut verstanden.
Nach den drei Nachtdiensten tauschte man Nummern aus, damit er mir Fotos und Videos einiger Acts schicken konnte.
Eine Woche später stand für mich der Klinikaufenthalt an und ich hatte ein großes Problem. Ich hatte mich zwar frühzeitig um die Unterbringung meiner Katzen gekümmert, aber Ralfs Pflegestelle sprang aus Schwangerschaftsgründen und Toxoplasmose kurzfristig ab, so dass ich mit meiner Katze ohne Unterbringung da stand. Zu Örchen konnte er leider nicht, da dort nur für einen Platz war und die mit ihm auch gut ausgelastet waren. Alleine bleiben und jemanden füttern lassen, über den Zeitraum von sechs bis acht Wochen, absolut ausgeschlossen.
Also fragte ich in meiner Verzweiflung den Riesen, der übrigens Steve hieß, um Hilfe, nachdem er erzählte er habe ein Haus, in welchem auch eine weitere Katze wohnt und seine Oma, die ihn auch bekuscheln könnte. Denn seine Katze ist keine Schmusekatze, wohingegen Ralf jeden Gelegenheit nutzt, die sich ihm bietet.
Und so erklärte sich Steve dazu bereit, Ralf bei sich aufzunehmen. Wir hatten uns schon vorher zu einem Treffen in Berlin verabredet, da wir uns doch sehr sympathisch waren und ich außerdem noch ein paar Klamotten benötigte. Also Samstag nach Berlin, mich mit Steve auf einen Eisbecher und Vapiano getroffen. Es war sehr schön, auch mal in einer anderen Atmosphäre miteinander reden zu können und so füllten wir locker 7 Stunden.
Sonntag wollte Steve dann zu mir kommen und Ralf abholen. Da er ja ausgerüstet gewesen ist, brauchte ich nur die Box mit Katze fertig machen. Vorher sind wir noch spazieren gegangen.
Dann ging am nächsten Tag für mich die große Reise los.
Für das zweite Wochenende meines Klinikaufenthalts kündigten sich meine Großeltern an und oh Überraschung Steve. Er brachte sogar ein Kissen mit Foto von sich und Ralf mit. Ja ziemlich kitschig, aber irgendwo auch echt süß. Außerdem hatte er einen Picknickkorb vorbereitet, da wir zusammen in Berlin eine Decke für meinen Aufenthalt gekauft hatten.
Weitere zwei Wochen später stand Steve erneut auf der Matte. Man muss dazu sagen, dass die Klinik nicht um die Ecke lag, sondern 350 Kilometer und etwa 3 1/2 Stunden Fahrtweg entfernt war.
Das zweite Mal hatte er sich allerdings in einer Pension in der Umgebung der Klinik eingemietet für eine Nacht, so dass wir etwas mehr Zeit miteinander hatten. Dieses Wochenende ist auch Kirmes im Dorf gewesen und er Schoss mir einen relativ großen Minion. Auf dem Rückweg vom Dorf in die Klinik kam es dann zum ersten Kuss.
Steve besuchte mich zwei Wochen später wieder und auch, als ich um zwei Wochen verlängert wurde, kam er mich wieder besuchen. Von meiner Station kannten ihn viele und er wurde teilweise schon als Teil der Gruppe gesehen.
Das letzte Wochenende blieb er sogar über zwei Nächte. In der ersten Nacht schlief er bei mir im Zimmer, richtig rebellisch im zweiten Bett meines Dreibettzimmers. Zumindest habe ich ihn dort nach einer halben schlaflosen Nacht hin verbannt.
Zweite Nacht wurde noch rebellischer, eine sehr gute Freundin von meiner Station hatte den nächsten Tag Geburtstag und wollte mit uns rein feiern. Aber nicht langweilig in der Klinik. Nein ein netter Discobesuch war geplant. Gesagt getan, ein weiterer aus unserem Kleeblatt-Team kam aus Kiel, was nicht weit von der Klinik lag. So schmiedeten wir den Plan, bei ihm zu schlafen und in Kiel feiern zu gehen. Natürlich nicht ganz erlaubt über Nacht weg zu bleiben. Aber es war ein verdammt geiler Abend und die anderen haben Augen gemacht, als nach der Entlassung von uns allen ein Video des Abends in der WhatsApp-Gruppe landete. Und wir haben bemerkt, dass wir besser keine Schauspieler werden sollten. Denn trotz Feiertag durften wir nicht ausschlafen, sondern hatten gegen 11 Uhr eine Therapie auf dem Plan stehen. Denn es dürfen keine 3 Tage am Stück Therapiefrei sein und der Feiertag ist ein Montag gewesen. Aber es war eine etwas andere Therapie und hat echt Spaß gemacht.
Am Montagabend fuhr Steve wieder nach Hause und kam mich am Mittwoch-Mittag abholen. Meine acht Wochen waren vorbei und nun ging es wieder nach Hause. Wir fuhren als erstes bei meinen Großeltern ran, welche die Post für mich gesammelt haben und für die ersten Tage eingekauft hatten. Immerhin waren wir erst am späten Abend wieder in der Heimat.
Er brachte mich danach auch noch nach Hause und wir holten gemeinsam Örchen bei seiner Pflegestelle ab, die froh waren ihn los zu werden. Er hat mich sehr vermisst und blöderweise ist vorher nicht aufgefallen, dass er erblindet ist. In seiner gewohnten Umgebung kannte er sich aus, aber in der fremden Umgebung lief er ständig gegen Wände, pinkelte an falschen Stellen und bekam noch Herz- und Lungenprobleme, so dass sie Notfallmäßig mit ihm zum Tierarzt mussten. Also bekam ich meinen Kater mit Ausstattung und jeder Menge Medikamenten wieder. Leider hat er nur noch knapp zwei Monate gehabt, ehe er über die Regenbogenbrücke gegangen ist.
Ralf bekam ich erstmal gar nicht wieder, denn der ist zwei Tage vor meiner Rückkehr stiften gegangen. Tauchte aber nach drei Wochen wieder auf. Vermutlich nur, weil ihn draußen keiner gestreichelt und bekuschelt hat. ;)
Mit Steve lief es in der nächsten Zeit ganz gut. Die Wochenenden war er bei mir und wir verbrachten viel Zeit miteinander. Teilweise blieb er auch in der Woche bei mir, auch als ich teilstationär in einer Tagesklinik gewesen bin. Er brachte mich morgens hin, schlief nochmal und erledigte dann einige Arbeiten, ehe er mich Nachmittags wieder abholte.
Ich lernte seine Eltern kennen, welche super nett waren und mich sofort liebevoll in die Familie aufgenommen haben.
Ich denke, jeder andere hätte mich um meinen Freund beneidet. Er war wirklich sehr liebevoll, sorgte sich rührend und unterstütze mich, auch wenn ich Phasen hatten in denen ich schwer zu ertragen war. Aber irgendwie war es nichts für mich, denn es war viel zu eng und zu viel. Außerdem hatte ich lange Zeit Angst davor, mit ihm über den Missbrauch zu reden und meiner damit verbundenen sehr vorsichtigen und unsicheren Herangehensweise an sexuelle Aktivitäten. Denn immerhin war und bin ich noch Jungfrau, zumindest nach rein biologischer Sicht.
Ich fühlte mich insgesamt immer unwohler, konnte aber nicht benennen, woran es lag. Ich führte Gespräche ohne Ende, aber er verstand es nicht, dass ich meinen Freiraum brauchte.
Im Februar hatte ich einen kompletten Absturz, in dem ich nicht zur Arbeit ging, mich komplett einigelte und mein Handy ausschaltete. Klar machte er sich nur Sorgen, aber ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt, was meine Gesundheit und meine Macken anbelangt, so dass er wusste wenn so etwas ist, einfach in Ruhe lassen und mir etwas Zeit geben, dass ich von selber auf jemanden zu gehe. Mich in so einer Situation sofort unter Druck zu setzen ist absolut kontraproduktiv.
Irgendwann begann ich zu begreifen, ein Grund für den fetten Absturz war neben meiner schlechten Arbeit, bei der ich mich ganz und gar nicht wohl fühlte, auch die Beziehung zu Steve.
Richtig bewusste wurde es mir, als sich das schlechte Gewissen meldete. Ich bekam Ende Februar die Zusage für meine neue Wohnung. Steve hat sehr viel in der Wohnung gearbeitet, bis ich merkte, dass er es aus einem anderen Grund tat. Denn für mich war klar, das wird MEINE Wohnung. Er sagte zwar, er finde es noch zu früh zum Zusammenziehen und hat zudem auch Haus und Grundstück sowie Arbeit 1 1/2 Stunden von mir entfernt, aber ich denke ingeheim hat er es doch gehofft, dass es unsere Wohnung wird.
Das war der Punkt, wo ich merkte, dass etwas ganz gewaltig schief läuft.
Meine große Stärke ist, dass ich wenn ich erkannt habe, was mir nicht gut tut, auch direkt daran arbeiten kann, so dass ich umgehend das Gespräch suchte und ihm meine Situation erklärte. Ich hatte zwar sehr große Angst vor dem Gespräch, denn als Mensch ist er mir extrem wichtig geworden mit seiner fürsorglichen Art. Aber halt nicht für eine Beziehung. Dennoch wusste ich, dass ich ihm nichts vorspielen kann und möchte, denn damit hätte ich ihn nur noch mehr verletzt und kaputt gemacht.
Ich denke ich habe unbewusst, schon sehr viel angerichtet bei ihm. Ich konnte während der Beziehung nicht "Ich liebe dich" sagen, es ging einfach nicht, da ich es nicht gefühlt habe. Einmal sagte er zu mir, er wisse wie schwer mir Gefühle fallen und dass er sich so freut, dass ich es ja schon einmal gesagt habe. Meine total geschockte Antwort: "Was habe ich gemacht?" Nett und einfühlsam ist vielleicht nicht so ganz meine Stärke.

Klar hat es ihn super verletzt, dass ich die Beziehung beendet habe, aber ich war da sehr strikt, denn ich wollte ihm auch keine Hoffnungen machen, um ihn dann wieder zu enttäuschen.

Leider haben Steve und ich heute gar keinen Kontakt mehr, da er auch nach langer Zeit nicht auf Nachrichten reagiert. Finde ich sehr schade, denn als Mensch habe ich ihn wirklich lieb gewonnen.

Wie schon geschrieben vermute ich nun, dass ich als alte Katzenomi enden werde. Aber abwarten, was die Zeit so bringt.