Montag, 16. Dezember 2013

Der innere Druck

Eine Woche ist die Ausstellung nun her. Seit dem geht es mir nicht wirklich gut. Es kommt derzeit so viel hoch, was ich am liebsten einfach wieder verdrängen möchte...

Wieder mal habe ich mich vor dem Gespräch extrem verrückt gemacht, wie ich es auch immer vor meiner Psychologin getan habe.
Leider habe ich mich völlig umsonst verrückt gemacht. Nach dem ersten Block Kunst, rief mich die Lehrerin noch einmal kurz zurück unter dem Vorwand des Klassenbuches. Als ich es ihr dann gab schaute sie rein und sagte eher zum Klassenbuch, als zu mir: "Sie haben heute einen Termin bei Frau XY? Ich soll Ihnen sagen, dass Sie mal kurz zu ihr in die Aula sollen!"
Ich natürlich extrem rot geworden. Kaum erzählt man einem Lehrer was, wissen es dann doch wieder alle. 
Also auf dem Weg in die Cafeteria einmal kurz in die Aula abgebogen und gefragt, was los ist. Sie schaute mitfühlend und sagte mir, dass sie heute den Termin absagen muss und wir es auf Donnerstag verschieben... Und deswegen habe ich mir seit dem Wochenende so einen Stress gemacht? Jetzt habe ich natürlich auch nochmal 3 Tage Zeit mich fertig zu machen.
Sie hat mich auch gefragt wie es mir geht. Als ich meinte, dass es mir nicht so gut geht, da einfach zu viel hochkommt und ich einfach nicht weiß wohin damit, hat sie mir den Tipp gegeben, dass ich alles aufschreiben soll. Es würde zum einen uns beim Gespräch dann helfen, aber auch mir persönlich, dass ich selber bestimmen kann, wann ich es mir antue und nicht immer wieder von den Gefühlen übermannt werde.
Auf der einen Seite finde ich es gut, dass ich mich noch einmal sammeln kann, aber auf der anderen Seite hätte ich es gerne endlich hinter mir.

Und das Ganze geht auch nicht ohne Folgen an mir vorbei. Seit genau einer Woche rauche ich...
Heute nach dem zweiten Block Sport meinte ich zu meinen Freunden, dass sie schon mal vorgehen sollen, ich müsse noch und holte mit gespitzten einmal tief Luft. Gleich hörte ich sie entsetzt "Rauchen???" sagen.
Ich mich also zu den Rauchern gestellt, meine Menthol-Zigaretten rausgekramt und sofort alle so: "Tine, du rauchst?" "Wirklich?" Dann hoch in L4 die Klausur geschrieben und davor kamen meine Freunde nicht mehr zu fragen warum.
Nach der Klausur haben wir noch gewartet um für das Weihnachtssingen in der Schule zu üben, denn wir spielen das Glockenspiel, während der Rest der Klasse dazu singt.
Auf jeden Fall wurde ich dann von ihnen bombardiert und irgendwie finde ich auch, dass es einfach voll blöde klingt, aber es beruhigt mich einfach und hilft mir wieder runter zu kommen und vor allem auf andere Gedanken zu kommen. 
Ich meinte das dann auch zu ihnen und habe auch gesagt, dass ich einfach keinen anderen Ausweg sehe, um mit dem inneren Druck fertig zu werden. Sie wissen nicht, warum ich letzten Montag die Aula fluchtartig verlassen habe. 
Aber ich bin der Meinung, dass ich lange genug geschwiegen habe und mich damit eigentlich noch viel mehr fertig gemacht habe. Und diesen psychischen Schaden wieder zu richten dauert jetzt eine Weile.
Und ich will es auf jeden Fall schaffen endlich lernen, wie ich damit umgehe. So lange ich das aber noch nicht weiß, versuche ich dem Druck stand zu halten, ohne aber alles wieder zu verdrängen. Und um diesem Druck stand zu halten helfen mir nun mal die Kippen.
Es ist auch maximal eine am Tag, mehr waren es bisher noch nicht. Und ich werde auch wieder mit aufhören, sobald der Druck weniger geworden ist.

Ich werde nun anfangen in das Buch zu schreiben und vielleicht werde ich auch ein bisschen zeichnen, mal schauen.
Habe auf jeden Fall schon ein extrem schönes Bild von meiner momentanen Gefühlslage gemacht, aber es ist mir zu privat um es hier zu veröffentlichen, da ich nicht möchte das mir jeder den Blog zuordnen kann.

Dienstag, 10. Dezember 2013

ES beherrscht mich

Das ES ist bewusst groß geschrieben, denn es geht nicht um eine unheimlich Macht, einen Dämon in mir, sondern um eine ES, ausgesprochen eine Essstörung.
Ich hatte hier mal geschrieben, dass ich mein Gewicht in den Griff bekommen möchte und endlich gesund leben möchte.
Leider klappt es bei mir überhaupt nicht. Phasenweise esse ich ziemlich wenig und habe aber auch kein Hungergefühl und dann gib es Phasen, in denen ich alles was ich kriegen kann in mich hinein stopfe...
Anders als bei einem Bulemie-Patienten leite ich aber keine Gegenmaßnahmen ein, sondern lasse es einfach so und nehme dadurch mehr und mehr zu.
Diese Form der Essstörung nennt sich Binge Eating oder auch kurz Binge.
Mehr oder weniger habe ich heraus gefunden, warum es bei mir so extrem ist.
Es hat viel mit meiner sozialen Isolation früher zu tun und mit meinem Problem über meine Gefühle zu reden.
Das Essen war immer da für mich und hat mich nie im Stich gelassen. Außerdem hat es mich getröstet.
Und die anderen Phasen des hungerns sind ausgelöst worden durch Worte wie: "Du bist dick genug!" "Schau dich mal an!"
Lange Zeit hatte ich sogar extreme Phasen, in denen ich in der Öffentlichkeit nichts essen konnte aus Scham und mit dem Gedanken, dass mich alle anstarren und denken "Na die hat es ja nötig!"

Der Weg raus ist auf jeden Fall sehr schwer und ich kämpfe mit aller Macht, aber alleine schaffe ich es nicht, da die Gründe dafür einfach viel zu tief sitzen und derzeit sehr schmerzhaft zu ver- und bearbeiten sind.
Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den ich im Gespräch nächste Woche anbringen möchte, denn ich möchte endlich wieder ein normales Gewicht haben und mich endlich wieder in meinem Körper wohl fühlen!

Montag, 9. Dezember 2013

Trigger und Flashs

Wie der Titel schon sagt, wird dieser Beitrag sehr emotional und jeder sollte selber entscheiden, ob er ihn liest. Ich garantiere nicht, dass es nicht einige Leser selber triggern wird.

Heute war wieder mal ein Tag. Ich hatte einen Flash(back). Kam lange nicht mehr vor, also war es heute mal wieder an der Zeit, besonders bei dem Thema.
Wir hatten in der Schule heute einen Workshop zum Thema "Un-Heimliche Macht" über sexuellen Missbrauch. Es ist eher so eine Wanderausstellung, welche dafür sensibilisieren soll, wie der Täter und die Opfer sich verhalten.
Ich bin in die Aula gegangen mit den Gedanken, dass es eigentlich nur schief gehen kann...
Die Frau erzählte auch ziemlich viel aus ihren eigenen Erlebnissen mit Kindern und erklärte aber auch, die Strategien der Täter.
Zwischenzeitlich habe ich schon extrem gezittert und habe auch keinen Ton raus bekommen.
Als es dann um die Signale ging habe ich innerlich bei jedem Signal mit dem Kopf genickt. 
Die letzten beiden Bilder und die Erzählungen der Frau haben mich dann so extrem geflasht, dass ich die Aula fluchtartig verlassen habe.
Draußen habe ich erstmal tief durchgeatmet, habe ich mich aber dann doch unten hingehockt und musste erstmal versuchen meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Hat auch gar nicht lange gedauert, dass die Tür von der Aula auf ging. Ich spürte nur eine Hand, die kurz meinen Kopf streichelte und dann auf meinem Arm liegen blieb. Ich habe mich aber extrem gut aufgehoben gefühlt.
Die ersten Worte waren mehr eine Feststellung als eine Frage: "Kommen Bilder hoch?" Ich brachte nur ein Nicken zustande und wusste zu dem Zeitpunkt eigentlich immer noch nicht, wem ich antwortete. "Eigene Erfahrungen?" Wieder kam ein Nicken von mir.
Da sah ich dann hoch und sah meine Lehrerin, welche mir nachgelaufen war, etwas verheult an und begann zum ersten mal von mir aus, über das Geschehene zu reden und erklärte auch warum mich die Ausstellung eigentlich so fertig gemacht hat.
Ich schaffte es dann auch aufzustehen und ging mit der Lehrerin nach unten in die Mensa, wo wir uns eine ganze Weile unterhalten haben. Es tat so gut, mir endlich einmal alles von der Seele zu reden und auch jemanden zu erzählen, wo ich es wirklich auch wollte und nicht, weil ich dazu gedrängt wurde, wie bei meiner Psychologin.
Sie meinte dann auch, dass ich unbedingt mit der Frau von der Ausstellung reden sollte und mich von ihr beraten lassen sollte, denn ich müsse es unbedingt überwinden können, wenn ich später in dem Beruf arbeiten möchte, besonders in dem Bereich der Jugendhilfe.
Nach Stundenende sind wir dann wieder hoch zur Aula und haben auch mit der Frau eine Besprechung vereinbart und uns einen leeren Raum gesucht.
Sie hörte sich auch nochmal die Geschichte an und klärte mich ganz kurz über meine weiteren Möglichkeiten auf.
Auf jeden Fall wollen sie mich weiterhin begleiten und ich habe nächste Woche nochmal einen Termin mit ihr in der Schule, da die Ausstellung länger geht und sie so auch länger da ist und wir es direkt in der Schule machen können.
Nach dem Gespräch ging ich wieder hoch in die Klasse zur nächsten Stunde und hatte extrem weiche Knie, aber sie haben es wirklich gut aufgenommen und ich wurde nur einmal kurz auf dem Flur gefragt, ob alles in Ordnung sei. Als ich dies bejahte, wurde ich auch in Ruhe gelassen.
Meine Freunde in der Klasse haben es mehr oder weniger komplett ignoriert, was ich aber wirklich sehr gut fand. Es wurde nur gesagt, dass sie dachten, ich hätte sie jetzt verlassen. Worauf ich antwortet, dass Unkraut ja nicht vergeht und ich ja sonst niemanden zum Ärgern habe. Und sie hatten noch einen Riegel Kinderschokolade aufgehoben, welchen sie mir überreichten.

Mein Dank geht nach diesem Tag definitiv an meine Lehrerin. Ich bin sehr froh, das sie da war, denn zu ihr habe ich auch so ein extrem gutes Verhältnis. Und ich hätte definitiv nicht mit jeder Lehrerin darüber geredet. Lediglich mit ihr und einer anderen Lehrerin, die ich auch sehr gerne habe.
Und natürlich auch der Frau, die sich doch sehr kurzfristig die Zeit genommen hat.
Und der zweiter und genauso große Dank geht an meine Klasse (auch wenn keiner davon den Blog kennt), dass sie mich in Ruhe gelassen haben, einfach nicht weiter drauf eingegangen sind und mich ganz normal behandelt haben.

Ich bin jetzt wirklich sehr gespannt, was das Gespräch am nächsten Montag bringt. Bis dahin soll und werde ich mir auch Gedanken machen, was mir in der Hinsicht sehr wichtig ist.